Hildesheim-Sorsum. Sieben Termine an einem Tag - Stephan Weil hatte sich einiges vorgenommen. Trotz der Fülle seiner Verpflichtungen traf er gut gelaunt und interessiert bei der Diakonie Himmelsthür ein. Der Vorstand des Unternehmens, Ulrich Stoebe und Rolf-Dieter Strudthoff, hatte zwei Schwerpunkte herausgesucht, die er dem Hannoverschen Oberbürgermeister nahe bringen wollte:

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Bernd Lynack in intensiver Kommunikation mit einem Kind aus dem "Haus Arche"

Die Gemeinschaftswäscherei Himmelsthür, die als hoch modernes Dienstleistungsunternehmen zu fast 50% Angestellte mit Behinderungen beschäftigt; und das Haus Arche, in dem vor allem Kinder und Jugendliche mit sehr hohem Unterstützungsbedarf leben und begleitet werden.

„Hier wohnt zum Beispiel ein junger Mann, der vorher zwölf Jahre in der Intensivstation eines Krankenhauses leben musste, nur weil ihm kein passendes Wohnangebot gemacht werden konnte“, erläutert Paul Randt, Mitarbeiter im Haus Arche. Überhaupt ist alles in diesem Haus auf die speziellen Bedarfe der Menschen ausgerichtet, die dort leben: Viele können nicht lesen oder sprechen. Deswegen ist zum Beispiel der Wochenkalender für jeden Tag mit einer bestimmten Farbe und einem bestimmten Symbol hinterlegt: Der Donnerstag etwa erscheint in orange mit Blitz und Donner, der Sonntag mit der Farbe weiß und einer Kirche. So könnten sich die Menschen besser orientieren, hört Stephan Weil.

Der zeigt weder im Haus Arche noch in der Gemeinschaftswäscherei Berührungsängste zu den Menschen mit Unterstützungsbedarf und freut sich dort mit einem Angestellten: „Jetzt sind wir schon zu zweit“ – und meint den gemeinsamen Vornamen. „Die Angestellten mit Behinderungen sind hier wie alle anderen Mitarbeitenden ganz normal in den Arbeitsprozess eingegliedert“, betont Geschäftsführer Johann Liegl. Sein Unternehmen, eine Tochtergesellschaft der Diakonie Himmelsthür, kümmert sich über die Grenzen Niedersachsens hinaus um die Wäsche vorwiegend von Krankenhäusern, Altenheimen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Dafür ist es vor Kurzem sogar als bestes Unternehmen im Bereich Logistik ausgezeichnet worden.

Zusammenfassend macht Direktor Ulrich Stoebe deutlich: „Wir wollten Ihnen die große Bandbreite darstellen, die sich ergibt, wenn Menschen mit unterschiedlichstem Unterstützungsbedarf bedarfsgerecht begleitet werden sollen“. Mit Stephan Weil gehörten auch noch die Landtagsabgeordneten Jutta Rübke und Markus Brinkmann, Waltraud Friedemann und Bernd Lynack aus dem Hildesheimer Kreistag, vom Sorsumer Ortsrat Uwe Faase sowie SPD-Stadtverbands-Vorstandsmitglied Alexander Lonzen zu den Besuchern.

„Beim nächsten Mal möchte ich mich gern mit Ihnen darüber unterhalten, wie Sie es schaffen, Menschen mit Behinderungen den Weg in das normale Leben zu ebnen“, sagt Stephan Weil zum Abschluss – und hatte sich damit selbst schon wieder den nächsten Termin gesetzt.

Text: Pastorin Ute Quednow