Autor Sven Wieduwilt


Geboren am 21. August 1891 in Jäventitz schlug Heinrich Wilhelm Ruhnke in Erfurt nach dem Besuch der Oberrealschule bis zur Obersekundarreife „1907 bis 1913 die Laufbahn des gehobenen Verwaltungsdienstes bei der Stadtverwaltung Erfurt ein. 1914 bis 1919 war er Kriegsteilnehmer. 1918 wurde er Leiter der Erwerbslosenstelle bei der Stadtverwaltung Erfurt, später auch Rechtsberater in der dortigen Rechtsauskunftsstelle. Nach dem Abitur, das er als Externer an der Oberrealschule in Erfurt ablegte, studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Jena und Halle. Seit 1924 in der Bank und Sparkassenbranche tätig, wurde Ruhnke 1927 Direktor der Verbandssparkasse mit Bankabteilung der Mansfelder Kreise und Städte. 1933 aus politischen Gründen fristlos entlassen, wurde er Handelsvertreter, Prokurist, dann Leiter einer Elektro-Großhandelsfirma in Hildesheim. 1946 ließ er sich als selbständiger Großhandelskaufmann nieder.“ (Rudolf Vierhaus und Ludwig Herbst Hrsg.: Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949-2002. Band 2, N-Z, Saur, München 2002, S. 711)

Heinrich Wilhelm Ruhnke gehörte dem Hildesheimer Stadtrat an. Er war von 1947 bis 1962 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Hildesheim - in der Zeit des Neu- und Wiederaufbaus der Sozialdemokratie, den Wahlniederlagen von 1949, 1953 und 1957 und schließlich ihrer programmatischen Neuaufstellung, die am ehesten mit dem Bad Godesberger-Parteitag verbunden wird.

Dem Deutschen Bundestag der 1. Wahlperiode gehörte er als direkt-gewählter Abgeordneter des Wahlkreises 26 (Hildesheim Stadt und Land) an. In der 2. und 3. Wahlperiode wurde er über die Landesliste Mitglied des Deutschen Bundestages. In dieser Wahlperiode war er Mitglied des Ausschusses für Atomfragen bzw. Atomenergie und Wasserwirtschaft.

Im Zusammenhang mit der Beratung des Atomgesetz-Entwurfes 1957 zitierte ihn der „Spiegel“ aus der Bundestagsdebatte: „Man muß bedenken, daß hier nicht eine wirtschaftliche oder sonstige Macht üblicher Art entsteht, sondern eine solche, die über ein Mittel verfügt, womit sie über Sein oder Nichtsein von Menschen oder eines Staates oder gar aller Staaten entscheidet. Dieser Gesichtspunkt ist für uns maßgebend. Deshalb sind wir der Ansicht, daß Kernbrennstoffe in der Hand des Staates liegen müssen und ihre Verwendung unter Aufsicht des Staates und entsprechender parlamentarischer Kontrolle stehen muß.“ (Spiegel v. 19. Juni 1957, S. 14)

Und er gehörte zu den Gründern der Deutschen Gesellschaft für Atomenergie, einer Organisation, die 1959 zusammen mit weiteren Organisationen das Deutsche Atomforum e.V. gründete und sich 1961 auflöste, und war deren stellvertretender Vorsitzender. Die Hildesheimer Presse berichtete 1961, dass auf seine Veranlassung mehrere Veranstaltungen des Deutschen Atomforums in Hildesheim stattgefunden hätten. Der frühere (CDU-)Bundesatomminister Dr. Balke wies in seinem Gratulationsschreiben zum 70. Geburtstag von Ruhnke auf dessen Engagement für die Atomwirtschaft hin: „Ihrer Initiative und Weitsicht verdankt die Atomwirtschaft der Bundesrepublik Entscheidendes.“ (Nachruf in der Hildesheimer Presse, 23. März 1963).

Er war stellvertretender Vorsitzender der 1952 gegründeten Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft. Diese „entstand aus einer Initiative von Abgeordneten aus den Fraktionen der Landesparlamente und des Bundestages die INTERPARLAMENTARISCHE ARBEITSGEMEINSCHAFT (IPA), um dazu beizutragen die parlamentarische Arbeit im Sinne einer freiheitlichen Lebensordnung und sozialer Rechtsstaatlichkeit fruchtbar zu gestalten, sich zwischen den Mitgliedern der Parlamente und Fraktionen unter Beachtung notwendiger Spannungen und Gegensätze als Mittler bereitzuhalten und den Mitgliedern zu helfen, über die Tagesarbeit hinauszudenken und vorausschauend zu handeln. Durch persönliche und sachliche Zusammenarbeit zwischen Abgeordneten unterschiedlicher Parteizugehörigkeit sind Voraussetzungen zu gemeinsamen Initiativen auf den Gebieten, die sich als übergreifend anbieten, zu schaffen.“ (Quelle: http://www.interparlamentarische.de)