Den Samstag habe ich vorwiegend in der Waagerechten zugebracht, aber der Anlass war es wert. Nach der zweiten Impfung ist mein Risiko einer Corona-Infektion und erst recht eines schweren Verlaufs wesentlich reduziert und persönlich könnte ich die Pandemie in zwei Wochen erst einmal für beendet erklären.

Damit gehöre ich zu mehr als 35 Prozent der niedersächsischen Bevölkerung – mehr als 60 Prozent sind aber bisher nur einmal oder überhaupt nicht geimpft. Das Hauptziel der nächsten Wochen muss sein, diesen Anteil entscheidend zu senken.

Die Voraussetzungen dafür sind so gut, wie seit Beginn der Pandemie nicht mehr. Es gibt jetzt endlich tatsächlich große Mengen Impfstoff, der den Impfzentren, Arztpraxen und betriebsärztlichen Diensten zur Verfügung steht.

Das „Impfversprechen“ – alle Impfwilligen können sich bis zum Ende des Sommers impfen lassen – kann sogar deutlich vorher erfüllt werden. Nach Monaten der Mangelverwaltung stellt sich damit eine neue Herausforderung.

Bislang gab es mehr Menschen, die geimpft werden wollen, als Impfstoff. Ab jetzt geht es darum, dass sich möglichst viele Menschen in unserem Land auch tatsächlich impfen lassen – zu ihrem Schutz und dem von uns allen.

Dafür wäre es natürlich gut, wenn von jetzt an alles reibungslos verlaufen würde. So weit sind wir leider immer noch nicht.

Beispiel 1: Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat ihre Empfehlung für die Verwendung von AstraZeneca jetzt zum vierten (!) Mal geändert. Vertrauen fördert das nicht, um es einmal zurückhaltend auszudrücken.

Beispiel 2: In der letzten Woche hatte ich Besuch aus Österreich, den ich beiläufig gefragt habe, wie es denn dort mit der Impfung von Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren ausschaut.

Die würden natürlich auch geimpft, war die Antwort. In Deutschland ist das immer noch anders, weil die Stiko meint, sie hätte noch nicht genug gesicherte Daten. Sind die Verantwortlichen in Österreich und vielen anderen Ländern leichtsinnig, wenn sie dem Schutz vor der Pandemie den Vorrang einräumen? Wohl kaum.

Das ist ein ernstes Thema, denn wenn große Teil der erwachsenen Bevölkerung geimpft sind, wird die Delta-Variante vor allem bei Kindern und Jugendlichen fündig werden.

Und wenn geimpfte Menschen ihr Leben hoffentlich dann ohne große Einschränkungen führen können, müssen Jugendliche sich auf neue Einschränkungen gefasst machen. Ich finde, das ist ein schwer erträglicher Gedanke.

Wir sind im Wettlauf mit der Delta-Variante, die wesentlich ansteckender und inzwischen schon für etwa die Hälfte der Infektionen verantwortlich ist. Das wird derzeit noch durch die niedrigen Gesamtzahlen überdeckt, aber so wird es auf Dauer kaum bleiben. Es sei denn, in den nächsten Wochen folgen möglichst alle dem Aufruf: Lasst Euch impfen – jetzt!

Ich wünsche Euch eine gute Woche.