Zeit, einen neuen Buchstaben aus dem griechischen Alphabet kennen zu lernen: Omicron. Ich habe keine Ahnung, warum die Corona-Mutationen so getauft werden, der Name macht die Sache jedenfalls nicht besser. Die Weltgesundheitsorganisation nennt den neuesten Ableger des Coronavirus „besorgniserregend“ und in den letzten Tagen bekommt man immer mehr ein Gefühl dafür, warum. Aus verschiedenen Teilen der Welt gibt es Nachrichten über sein Auftreten, in Europa ist das Virus schon angekommen, auch in Deutschland. Natürlich gibt es noch keine abgesicherten Nachrichten über die konkreten Folgen einer Infektion mit Omicron, aber der Neuankömmling scheint noch einmal deutlich ansteckender zu sein als sein aktueller Verwandter, die Delta-Variante, die für die vierte Welle bei uns verantwortlich ist.

Und das ist noch einmal ein besonderer Grund zur Beunruhigung: Das Zusammentreffen von zwei unterschiedlichen Wellen hat ein noch höheres Bedrohungspotential als alles, was wir bislang kannten. Also nur schlechte Nachrichten? Nicht ganz, denn immerhin gibt es wohl auch erste Untersuchungen, wonach der bisherige Impfstoff wirksam bleibt, vor allem nach Booster-Impfungen. Wir sind also auch dem neuen Gegner nicht schutzlos ausgeliefert.

Klar ist für mich allerdings auch, es ist wieder ein Wettrennen zwischen dem Virus und der Impfquote. Alleine in Niedersachsen wollen wir bis zum Jahresende 2,8 Millionen Menschen „boostern“ (noch so eine Corona-Wortschöpfung). Viele tausend Arztpraxen sind am Start – danke dafür! – und es gibt so viele öffentliche Impfkapazitäten wie noch nie. Deswegen ist es umso ärgerlicher, dass der noch wenige Tage amtierende Bundesgesundheitsminister unvermittelt einräumen musste, nicht alle Bestellungen des Impfstoffs könnten bedient werden. Das war eine kalte Dusche für viele Ärztinnen und Ärzte und all die anderen Menschen, die sich wieder für eine starke Impfkampagne zur Verfügung stellen. Wiederholen darf sich so etwas nicht!

Daneben wird es unter diesen neuen Bedingungen aber nun vollends unvermeidbar, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen. Ich habe mich damit lange schwergetan, aber spätestens mit Omicron gibt es aus meiner Sicht keine andere Möglichkeit. Bis jetzt mussten wir die Infektionswellen immer wieder aufs Neue mit starken Einschränkungen und hohen Schäden zurückdrängen. Das kann angesichts regelmäßig neuer Mutationen keine Dauerlösung sein.

Die Alternative ist eine Gesellschaft mit einer hohen Impfquote, je höher desto besser. Dann lassen sich auch neue Mutationen wesentlich besser bekämpfen. Das ist keine neue Erkenntnis, mit Omicron wird sie aber noch wesentlich drängender. Und deswegen sollten wir diesen Weg einer Impfpflicht für alle jetzt konsequent gehen, die Gruppe der Ungeimpften in Deutschland ist leider immer noch viel zu groß und damit auch ein Risiko für die große Mehrheit der Geimpften.

Und schließlich: In Niedersachsen kommen wir in dieser Woche in die Warnstufe 2 unseres Stufenplans und damit gilt in großen Teil des gesellschaftlichen Lebens 2G plus. Viele Angebote werden also nur noch Geimpften und Genesenen zur Verfügung stehen und auch die müssen einen aktuellen Negativtest vorlegen. Das ist eine fühlbare Einschränkung und tut mir gerade für diese Gruppe der Geimpften sehr leid. Aber auch die Wissenschaft bestätigt, dass ein solches Vorgehen richtig und notwendig ist, um die vierte Welle zu brechen.

In Niedersachsen wollen wir jedenfalls auch weiterhin die Infektionslage unter Kontrolle behalten. Es sind lausige Zeiten, keine Frage. Aber es bleibt dabei – mit viel Zusammenhalt und der Vorsicht von uns allen kriegen wir das hin.

Ich wünsche Euch eine gute Woche.