Den letzten Sonntag werden sich viele von uns merken. Die SPD als stärkste Partei bei den Bundestagswahlen, ein Mitglied der SPD-Fraktion wird Bundestagspräsident/in werden, Olaf Scholz hat beste Aussichten auf das Kanzleramt – noch vor zwei Monaten hätten das die wenigsten für möglich gehalten. „Wie ein Phoenix aus der Asche“ sagt man dazu wohl und in der Politik kommt das extrem selten vor.

Am Morgen danach ist die Freude bei der Lektüre der Wahlanalysen fast noch größer: Vor allem in Ostdeutschland gibt es zweistellige Zuwächse und für einige Landesverbände nach vielen Jahren der politischen Dürre wieder eine echte Perspektive.

In Niedersachsen gewinnt die SPD dreiviertel aller Direktmandate und erzielt mit 33,1 Prozent der Zweitstimmen das zweitbeste SPD-Ergebnis in den Ländern. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Erfolgen bei den kommunalen Stichwahlen und oft sind es jüngere Kandidatinnen und Kandidaten, die in die Rathäuser und Kreishäuser einziehen.

Das alles wäre vor zwanzig oder dreißig Jahren nichts Besonderes gewesen, heute dagegen sehr wohl. Denn das nahe Ende der SPD als relevante Volkspartei haben kluge Köpfe seitdem oft genug vorhergesagt. Aufgerieben zwischen den Grünen, der Linken und der Union schien es keinen Platz mehr zu geben für die SPD. Sie haben sich getäuscht.

Warum? Weil soziale Gerechtigkeit eben für viele Millionen Menschen in unserer Gesellschaft nach wie vor das wichtigste Thema ist. Weil viele sich nicht gegen Veränderungen sträuben, aber die Gewissheit haben wollen, dass es dabei fair zugeht. Und weil es ihnen um Verlässlichkeit der Politik geht, ohne deswegen von der Politik gleich Wunder zu erwarten.

Seitdem die SPD aufgehört hat, sich in erster Linie mit sich selbst zu beschäftigen und zu einer neuen Geschlossenheit gefunden hat, ist sie auch wieder eine gute Adresse für viele Bürgerinnen und Bürger.
Und wenn dann noch der richtige Kandidat präsentiert wird, dem man all das zutraut, ist sehr viel möglich, das hat der Sonntag gezeigt.

Jetzt geht es erst einmal um die nicht ganz unkomplizierte Bildung einer neuen Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz. Aber wenn die Erfahrungen der letzten Zeit in der SPD auf Dauer verinnerlicht werden, waren die Bundestagswahlen am Sonntag vielleicht ein Neuanfang.

Ich wünsche Euch eine gute Woche.