Zu Gast in niedersächsischen Schulen war ich jahrelang in schöner Regelmäßigkeit, aber in den letzten Monaten coronabedingt überhaupt nicht mehr. Deswegen war es für mich auch ein bisschen Rückkehr zur Normalität, als ich in der letzten Woche wieder einmal zwei Schulen besuchen konnte – das Evangelische Gymnasium in Dasseln (Landkreis Northeim) und die IGS in Stadthagen.

Es waren allerdings andere Schulen als vor Corona – Maskenpflicht, strenge Abstandsgebote und kleine Gruppen anstelle eines quirligen Schullebens wie gewohnt. Und wir haben über andere Themen gesprochen, vor allem über ein Abitur unter den Bedingungen einer Pandemie.

Das war bekanntlich von Anfang ein umstrittenes Thema und Rezo meinte, Politiker würden doch eh nur auf die Jugendlichen … nein, das mag ich hier gar nicht schreiben. Aber es gab sehr berechtigte Fragen: Können sich Schülerinnen und Schüler angemessen auf Abiturprüfungen vorbereiten, wenn die Schulen geschlossen sind? Ist es gerecht, wenn die einen eine qualifizierte und engagierte online-Vorbereitung bekommen und die anderen nicht? Und was ist mit denen, die mit dem psychischen Druck nicht fertig werden, der noch höher sei als bei normalen Abiturprüfungen?

Es gab überwiegend differenzierte Rückmeldungen von den Schülerinnen und Schülern aus den beiden Schulen, die jeweils die schriftlichen Prüfungen schon hinter sich hatten und die mündlichen noch vor sich. Die meisten fühlten sich – so hatte ich den Eindruck – fair behandelt, waren sich aber durchaus unsicher, ob das eigentlich für alle anderen auch gelten würde. Und dass sehr viel von den Lehrerinnen und Lehrern abgehangen habe, in den letzten Wochen. In einigen Fällen haben ich von Beispielen gehört, die für die Betroffenen wirklich eine zusätzliche Belastung gewesen sein müssen, wenn zum Beispiel während der Vorbereitung ein Besuch bei der Mutter wegen deren Erkrankung nicht möglich gewesen sei. Und auf der anderen Seite gab es wiederholt den Hinweis, am Ende sei viel von der persönlichen Einstellung und Motivation abhänigig gewesen.

Interessant ist auch die Rückmeldung der Schulleitungen, die die Durchführung der Abi-Prüfungen richtig fanden und keine besondere Probleme beobachtet haben. Den Lehrerinnen und Lehrern – so betonten sie – sei im übrigen klar, dass in diesem Jahr bei den Prüfungen sehr spezielle Bedingungen geherrscht hätten und es Gründe für eine besonders wohlwollende Benotung gebe.

Letzteres war für mich auch ein wichtiger Hinweis. In den letzten Monaten ist vielen Teilen unserer Gesellschaft viel abverlangt worden, wenn ich an die Beschäftigten in der Altenpflege, die Situation vieler Familien, die Existenznot etlicher Selbstständiger und viele Beispiele mehr denke. Dazu gehören sicher auch die Jugendlichen, denen die normale Freizeit nicht mehr möglich war, und eben die Abiturientinnen und Abiturienten. Daran gemessen war es aus meiner Sicht richtig, das Abi durchzuführen, und nicht etwa ein Durchschnitts-Abi für alle einzuführen. Aber spezielle Bedingungen waren es eben doch für die Prüflinge und ich finde es richtig, das im Ergebnis anzuerkennen.

Das mit den speziellen Bedingungen gilt bis zum Schluss, denn Abi-Bälle wird es nicht geben, schon Abschlussfeiern in der Schule sind schwierig. Ich wünsche dem Abi-Jahrgang 2020 von Herzen, dass es dafür nach Corona noch den einen oder anderen Ersatz geben kann und Ihr Euer spezielles Abitur dann doch noch in besserer Erinnerung behalten könnt!

Eine schöne Woche Euch allen!