Liebe Simone, was hat Dich zu Deiner Kandidatur um den Parteivorsitz bewogen?

Ich war nicht bereit hinzunehmen, dass ein kleiner Kreis über die Besetzung des höchsten Amtes unserer Partei entscheidet, noch dazu in einer Art und Weise, die nicht in unsere Satzung vorgesehen ist.

Du bereist derzeit das Bundesgebiet, besuchst Parteiveranstaltungen, stellst Dich vor und stellst Dich der Diskussion. Wie sind Deine Erfahrungen?

Ich habe bereits 7 Veranstaltungen bundesweit wahrgenommen und ich erleben die Mitglieder unserer Partei in Aufbruchstimmung. Es ist wunderbar zu sehen, dass die gute Seele der Sozialdemokratie kein bisschen müde geworden ist. Im Gegenteil! Alle sind motiviert und wollen endlich Erneuerung leben statt nur darüber zu sprechen.

Sollte Deine Kandidatur erfolgreich sein: Was würdest Du als Parteivorsitzende anders machen?

Ich habe einen Erneuerungsplan erstellt, aus dem meine Vorschläge ersichtlich sind. Unter anderem möchte ich der Partei die eigene Stärke Rolle und ein unverwechselbares Profil einer Friedens- und Fortschrittspartei zurückgeben, alle Parteibüros im Land besser ausstatten und eine europaweite Strategie der Sozialdemokratie erarbeiten.

Den Erneuerungsplan findet ihr hier:

„#SPDerneuern“, so der Titel des Arbeitsprogramms, dass der SPD-Bundesparteitag im Dezember 2017 beschlossen hat. Was verbindest Du mit dem Erneuerungsprozess?

Die Trennung von Amt und Mandat, die stärkere Beteiligung der Basis durch mehr Einsatz digitaler Möglichkeiten, zum Beispiel Online-Abstimmungen und vor allem eine inhaltliche Erneuerung mit der wir wieder unverwechselbaren als Friedens- und Fortschrittspartei auftreten können. Dazu gehört ein neues Grundsatzprogramm mit dem wir uns von neoliberalen Ansätzen unserer bestehenden Programme verabschieden.

Wo siehst Du Handlungs- und Veränderungsbedarfe bei der SPD? Wo würdest Du Schwerpunkte setzen? Sowohl programmatisch, als auch organisatorisch?

Ich sehe Handlungsbedarf in der Erneuerung unserer Programmatik. Wir müssen die soziale Frage wieder stellen und uns mit sozialistischen Zielen auseinandersetzen. Wir müssen Abrüstungs- und Entspannungspolitik beschreiben und danach handeln. Wir müssen uns einsetzen für eine klassenlose Gesundheitsversorgung und wieder konsequent sagen, welche Interessen unsere Aufmerksamkeit benötigen und welche nicht!

Organisatorisch können wir auch vieles besser machen. Lasst uns die Bundesvorstandssitzungen dezentral machen! Lasst uns mehr Ehrenamtliche mit kommunalpolitischer Kompetenz auf Bundesebene einbeziehen. Lasst uns Doppelspitzen wählen! Es gibt so viele Möglichkeiten, wir müssen sie machen!

Du bist Oberbürgermeisterin in Flensburg. Wie ist Deine Erfahrung? Wird die kommunale Stimme in der SPD ausreichend berücksichtigt oder ist eine stärkere Einbeziehung der Kommunen bei der Formulierung und Gestaltung sozialdemokratischer Politik sinnvoll und erforderlich?

In den Kommunen findet das Leben statt und die Menschen vor Ort wissen am allerbesten, wie sich auch große Politik auf das Leben auswirkt. Die kommunale Kompetenz sollte viel stärker und viel öfter auf Bundesebene einbezogen werden.

Eine letzte Frage: Die SPD ist 155 Jahre alt, hat viel erreicht und hat viele tolle Persönlichkeiten hervorgebracht. Wer ist für Dich Vorbild?

August Bebel, Friedrich Ebert, Marie Juchacz, Regine Hildebrandt