Der diesjährige Reformationstag, der 31. Oktober 2017, war gesetzlicher Feiertag. Gedacht und reflektiert wurde das 500jährige Jubiläum der Reformation. Gleichzeitig haben SPD und CDU in Niedersachsen mit Blick auf ihre Sondierungs- und Koalitionsgespräche diesen Tag als dauerhaften gesetzlichen Feiertag vorgeschlagen. Im „Thema der Woche“ vom 31. Oktober habe ich mich hierzu kritisch geäußert und gleichzeitig eine Alternative vorgeschlagen. Der entsprechende Text findet sich nachfolgend.

Heute wird mit dem gesetzlichen Feiertag in Niedersachsen dem 500jährigen Jubiläum der Reformation gedacht. Eine Möglichkeit und Chance, innezuhalten und kritisch zu reflektieren, welche Bedeutung mit der Reformation in der heutigen Zeit verbunden ist.

Gleichzeitig geht mit diesem Feiertag die Diskussion einher, einen weiteren ständigen gesetzlichen Feiertag zu schaffen. Auch hierfür wird der Reformationstag vorgeschlagen. Ich bin an dieser Stelle skeptisch. Wir leben in einer vielfältigen, ausdifferenzierten Gesellschaft, in der das Christentum und der Protestantismus einen hohen Stellenwert haben, in der mittlerweile aber auch viele andere Religionsgemeinschaften zuhause sind, in der auch viele Menschen eine Distanz zu Religion haben. Ob vor diesem Hintergrund der Reformationstag als neuer gesetzlicher Feiertag geeignet ist? Ich habe meine Zweifel.

Das ist kein Plädoyer gegen einen weiteren Feiertag. Ich bin jedoch der festen Meinung, dass es Tage gibt, die hierfür besser geeignet sind. Nennen möchte ich den 23. Mai, den Tag, an dem unsere Verfassung unterzeichnet wurde. "Die Würde des Menschen ist unantastbar" - so der herausragende erste Satz in Artikel 1 des Grundgesetzes. In diesem und in den folgenden 18 Artikeln werden die Grundsätze für unser gesellschaftliches Zusammenleben formuliert. Das Grundgesetz hat sich bewährt. Mehr noch: Es bildet eine gute Grundlage für die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft. Hieran am Verfassungstag immer wieder zu erinnern und dafür zu sorgen, dass das Grundgesetz mit seinen Werten gelebt wird, bleibt eine wichtige Aufgabe. Ein Feiertag würde die Bedeutung noch einmal unterstreichen.