Seit Mai gibt Sven Wieduwilt, Vorsitzender des SPD-Gemeindeverbandes Holle und SPD-Kreistagskandidat, den Info-Brief „Was uns bewegt – Politik in Holle und unserer Region“ heraus. Am Wochenende ist die dritte Ausgabe erschienen. In dieser Ausgabe findet sich u.a. ein Interview mit Waltraud Friedemann, Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Hildesheim.
Das Interview mit Waltraud Friedemann finden Sie nachfolgend,

die komplette Ausgabe des Info-Briefes unter

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Sven Wieduwilt

Liebe Waltraud, in einer Woche finden die Kommunalwahlen statt. Auch der Kreistag und der Landrat werden gewählt. Was sind die Prioritäten der Kreis-SPD in den kommenden fünf Jahren?

Das Motto unseres Wahlprogramms lautet: Zusammenhalt sichern, Zukunft bewegen, unsere Heimat, unser Zuhause gestalten. Es ist erkennbar, dass dies ganz viel mit Strukturentwicklung zu tun hat. Damit die Menschen hier wohnen bleiben oder sich bewusst für unsere Region entscheiden und auch die Unternehmen sich weiterhin positiv entwickeln können, benötigen wir eine optimale Breitbandversorgung. Auch die Straßeninfrastruktur muss verbessert werden.

Ich hoffe, dass unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger zukünftig sagen: „Hier fühl ich mich wohl, hier will ich bleiben.“

Dazu gehören gute Betreuungsangebote für unsere Kleinen und ein zukunftsfähiges Schulangebot. Dem Ausbau der beruflichen Bildung werden wir unser besonderes Augenmerk widmen, denn mit gut ausgebildeten Menschen ist unsere Region zu einem attraktiven Lebens- und Arbeitsraum weiterzuentwickeln.

Ein wichtiges Thema des letzten Jahres war der Zuzug von Flüchtlingen. Die Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist stark zurückgegangen. Gleichzeitig werden viele Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind, bei uns bleiben. Integration ist die große Aufgabe. Wo siehst Du Handlungsbedarfe und Handlungsmöglichkeiten?

Vordringlich müssen Sprachkenntnisse vermittelt werden. Das ist zum einen wichtig für das alltägliche Leben, zum anderen aber auch, um den Zugang zur Ausbildungs- und Arbeitswelt zu erhalten. Bei allem Engagement unserer Ehrenamtlichen sind jetzt professionelle Sprachkurse erforderlich. Übungen und Vertiefungen können in der alltäglichen Praxis und im Austausch mit den ehrenamtlichen Begleitungen erfolgen. Die neu zu uns gekommenen Menschen wollen sich orientieren in ihrer neuen Umgebung. Es ist unsere Aufgabe, sie dabei zu unterstützen und ihnen unsere Werte zu vermitteln. Dabei habe ich besonders die Rollenbilder von Frauen und Männern im Blick.

Bildung, Ausbildung und Arbeit sind die Grundlagen erfolgreicher Integration. Was kann die Kreispolitik hier beisteuern?

Neben den strukturierten Sprachkenntnissen, müssen wir den Zugewanderten vermitteln, dass eine fundierte Berufsausbildung für sie die Grundlage dafür ist, zukünftig ein ausreichendes, existenzsicherndes Einkommen zu erzielen.

Wir können stolz darauf sein, dass in unseren berufsbildenden Schulen in Hildesheim und in Alfeld schon zahlreiche Sprint-Klassen eingerichtet wurden. In diesen Klassen erfahren sie neben dem Erwerb von Sprachkenntnissen erste Einblicke in das Arbeitsleben.

Das Kreiswahlprogramm sieht auf Kreisebene ein „Bündnis Duale Berufsausbildung“ vor. Was ist das Ziel? Und wann wird diese Initiative auf den Weg gebracht?

Unser ziel ist, die duale Berufsausbildung zu stärken. Vorbild ist das vergleichbare Bündnis auf Landesebene. Aber es gibt natürlich Ziele, die darüber hinausgehen: Wir wollen junge Menschen hier in unserer Region halten, die Vorteile der dualen Ausbildung vermitteln und auch Alternativen und Perspektiven neben und anstelle des Studiums aufzeigen.

Und ich bin sicher, dass dieses Bündnis auf Kreisebene eines unserer ersten Projekte sein wird, die wir in der nächsten Wahlperiode initiieren werden.

Du kommst aus Alfeld. Die Herausforderungen des südlichen Teils des Landkreises Hildesheim wurden oft beschrieben. Wo siehst Du Handlungsbedarfe und Handlungsmöglichkeiten?

Die Probleme des Südkreises sind seit langer Zeit bekannt. Ich möchte an dieser Stelle die Verkehrsinfrastruktur und die erforderliche Stärkung des ÖPNV nennen. Hierzu gehört auch die Schaffung und Bewerbung von alternativen Angeboten, z.B. das Anrufsammeltaxi (AST).

Um ein weiteren Handlungsbereich zu nennen: Ich glaube, wir brauchen auch im Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung neue Wohnmodelle für Jung und Alt.

Ich freue mich, dass sich im letzten Jahr der Verein Region Leinebergland gebildet hat. Ziel ist, die Situation im Leinebergland durch eine Stärkung der regionalen Zusammenarbeit und gemeinsame Initiativen zu verbessern. Das war und ist ein wichtiger und erfolgversprechender Schritt!

Und wo kann der Landkreis Unterstützung geben?

Ich will an meine vorhergehende Antwort und die dort genannten Punkte anknüpfen. Der Landkreis kann seine Einflussmöglichkeiten beim Regionalverkehr Hildesheim(RVHI) nutzen. Ziel müssten die Optimierung der Überlandlinien und die Weiterführung und ggf. der Ausbau der Angebote von Nachtbussen sein.

Hinsichtlich neuer Wohnformen wäre ein Schritt, in Zusammenarbeit mit unserer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft neue Wohnformen zu entwickeln und unsere Ortskerne zukunftsfähig zu gestalten.

Die AfD kandidiert ebenfalls für den Kreistag. Wir werden sehen, ob diese Partei den Einzug in den Kreistag schafft. Welchen Weg empfiehlst Du Deiner Partei für den Umgang mit dieser Partei und ggf. ihren Abgeordneten?

Ich möchte ihr keine große Aufmerksamkeit widmen. Kommunalpolitische Aussagen kann ich zurzeit nicht erkennen. Wir als Volkspartei müssen den Menschen Antworten auf ihre Fragen geben und ihre Ängste ernstnehmen. Eine Zusammenarbeit mit evtl. Abgeordneten schließe ich aus.

Aus Deiner persönlichen Perspektive: Warum sollte man sich kommunalpolitisch engagieren?

Auf der kommunalen Ebene werden die Dinge entschieden, die unser tägliches Leben zum Teil direkt beeinflussen. Ich denke hier an die qualifizierten Betreuungsangebote für unsere Kinder, beginnend in den Krippen. Ich bin dankbar, dass das Land Niedersachsen die dritte Kraft in den Krippengruppen verpflichtend eingeführt hat.

Die Liste ließe sich noch ergänzen: Ausbau der Ganztagsschulen, Schaffung von sozialen Angeboten, der Bau von Radwegen und die Sanierung von Kreisstraßen. Diese Punkte und noch viel mehr werden auf der kommunalen bzw. Kreisebene entschieden und gestaltet. Hier ist es wichtig, sich einzubringen und die Gestaltung nicht anderen zu überlassen.

Du bist selbst seit vielen Jahren Mitglied im Rat der Stadt Alfeld und im Kreistag. Was waren Deine Beweggründe, Dich kommunalpolitisch zu engagieren?

Ich habe vor 25 Jahren mit der Kommunalpolitik begonnen. Mit der Situation in unseren Schulen und in der Kinderbetreuung war ich nicht zufrieden. Wenn ich etwas ändern wollte, musste ich mich selbst einbringen.

Da ich zu der Zeit schon eine engagierte Frauenpolitikerin war, war es mein Ziel, dass Frauen und ihre Anliegen in der Kommunalpolitik sichtbar werden. Dies ist auch heute noch eine Leitlinie meines politischen Handelns.

Ich möchte noch einmal das Thema wechseln. Im kommenden Jahr findet die Bundestagswahl statt. Die SPD hängt seit langer Zeit im 25%-Turm fest. Wie kommt die SPD, wie kommen wir aus diesem Turm wieder heraus? Wie werden wir wieder mehrheitsfähig?

Wir müssen wieder unsere Grundsätze „Soziale Gerechtigkeit“ und eine gerechte Einkommensverteilung stärker in den Blick nehmen. Die Menschen müssen das Gefühl haben können, dass ihre Zukunft gesichert ist. Dies betrifft in erster Linie die Gesundheits-, Renten- und Arbeitsmarktpolitik. Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit ist angesagt.