Für den 27. Juni 2016 hatte der SPD-Unterbezirk Hildesheim zu der Veranstaltung „Flucht nach Deutschland früher und heute – Integration als gesellschaftliche Aufgabe“ eingeladen. Die Veranstaltung diente dem Austausch mit den freiwilligen Helferinnen und Helfern in der Flüchtlingsarbeit im Landkreis Hildesheim. Als Redner und Gesprächspartner konnte Michael Rüter, Staatssekretär und Beauftragter des Landes Niedersachsen beim Bund, begrüßt werden.

In ihrer Begrüßung wies Waltraud Friedemann, Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Hildesheim, auf die Flüchtlingssituation im zurückliegenden Jahr hin. „Seit dem letzten Sommer sind viele Flüchtlinge zu uns nach Deutschland und damit in den Landkreis Hildesheim gekommen“, so Waltraud Friedemann. „Viele dieser Flüchtlinge werden zukünftig bei uns bleiben.“ Deutschland und Niedersachsen seien zwar schon immer Ziel von Flucht- und Wanderungsbewegungen gewesen, trotzdem sei die Integration der Flüchtlinge nicht nur eine große Chance, sondern auch gleichzeitig eine große gesellschaftliche Herausforderung für die kommenden Jahre.

Michael Rüter ging zu Beginn seiner Rede ebenfalls auf frühere Migrationsbewegungen nach Deutschland ein, schlug in seiner Rede dann den Bogen zu den aktuellen Flüchtlingsbewegungen und zur aktuellen Flüchtlingssituation. Er betonte, dass die meisten Flüchtlinge derzeit nach wie vor aus Syrien, dem Irak und Afghanistan kämen. Im Hinblick auf aktuelle Berichterstattungen wies er darauf hin, dass Flüchtlinge aus den Maghreb-Staaten für Niedersachsen eine untergeordnete Rolle spielten. Gleichzeitig unterstrich er, dass wir auch zukünftig mit Fluchtbewegungen zu tun hätten. „Kriege, Entzug der Lebensgrundlagen durch Umweltzerstörungen und Klimawandel und ökonomische Rahmenbedingungen, die Arbeitsmigration rational nachvollziehbar machen, werden auch zukünftig zu den entsprechenden Flucht- und Wanderungsbewegungen führen“, so Michael Rüter. Im Hinblick auf die Frage der Arbeitsmigration ergänzte er, dass die demographische Entwicklung in Deutschland den Zuzug von 500.000 Fachkräften erforderlich mache. Aus diesem Grund sei ein Einwanderungsgesetz erforderlich.

Im Verlauf seiner Rede stellte Michael Rüter das Bündnis „Niedersachsen packt an“ vor. Das Bündnis ist eine gemeinsame Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der beiden christlichen Kirchen, der Unternehmerverbände Niedersachsen, der Kommunalen Spitzenverbände und der Niedersächsischen Landesregierung. Das Bündnis und seine Unterstützerinnen und Unterstützer haben sich die Aufgabe gestellt, sich solidarisch für eine erfolgreiche Flüchtlingsintegration zu engagieren. „Wir haben das Bündnis auch ins Leben gerufen, damit Integration auch dann ein Thema bleibt und erfolgreich gelingt, wenn es nicht mehr auf den Titelseiten der Zeitungen steht“, so Michael Rüter. „Dazu gehört, in den festen Arbeitsprozessen der Bündnispartner Hemmnisse zu identifizieren und Lösungswege zu entwickeln.“ Mit den Integrationskonferenzen des Bündnisses zur Bedeutung von Sprache und Integration in den Arbeitsmarkt seien wichtige Schritte gemacht worden.

Schließlich griff Michael Rüter die Bedeutung des Ehrenamtes auf. „Ein wichtiger und großer Teil der Flüchtlingsarbeit wurde und wird von den freiwilligen Helferinnen und Helfern geleistet. Vieles wäre ohne deren Engagement nicht denkbar.“

In einer Bilanz zeigte sich Michael Rüter zuversichtlich und optimistisch. „Wenn alle Räder ineinander greifen, dann bekommen wir das hin, dann finden sich Lösungswege und dann gelingt die Integration.“

Olaf Levonen, 1. Kreisrat des Landkreises Hildesheim und SPD-Landratskandidat, nahm ebenfalls an der Veranstaltung teil. Er wies in seiner Rede auf die Flüchtlingsbewegungen im Herbst 2015 hin. „Es war damals eine prekäre Situation. Die Entwicklungen stellten die Handlungsfähigkeit des Staates in Frage“, betonte Olaf Levonen. Der Landkreis habe damals Konsequenzen gezogen, den Krisenfall ausgerufen und damit Entscheidungswege verkürzt. Das sei kritisiert worden, sei aber im Rückblick die richtige Entscheidung gewesen.

Olaf Levonen betonte die Herausforderungen der Integration. „Wir haben große Aufgaben vor uns, aber es ist für uns und unsere Gesellschaft eine große Chance , auch im Hinblick auf die demographische Entwicklung.“ Er knüpfte damit an Michael Rüter an und betonte die Notwendigkeit, Fachkräfte für die hiesigen Unternehmen zu gewinnen.

Auch kritische Anmerkungen fanden sich in Levonens Rede. Die Einschätzung, dass die bundesdeutsche Politik und Gesellschaft Erfahrung mit Integration hätten, sei nur teilweise richtig. Die Integration der zweiten Generation der sog. „Arbeitsmigranten“ der 60er und 70er Jahre beruhe auf Eigen-Integration. „Wir, Politik und Gesellschaft, müssen aus den Fehlern früherer Zuwanderung lernen und Integration tatsächlich als Aufgabe annehmen“, betonte Olaf Levonen.

Nach den Impulsvorträgen von Michael Rüter und Olaf Levonen entstand ein spannendes Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung, die selbst als freiwillige Helferinnen und Helfer in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind. Zum Abschluss zeigte sich Waltraud Friedemann sehr zufrieden. „Es war richtig, dieses offene Gespräch anzubieten und den Austausch zwischen den Helferinnen und Helfer und Vertreterinnen und Vertreter der SPD zu ermöglichen“, so Waltraud Friedemann.