Am 15. Dezember 2015 nominierte ihn der SPD-Unterbezirksvorstand als Kandidaten für die Landratswahl am 11. September 2016, am 12. März soll die offizielle Kandidatenaufstellung im Rahmen einer Kreiswahlkonferenz erfolgen. Für diese Homepage stand Olaf Levonen für ein Interview zur Verfügung. Die Fragen stellte Sven Wieduwilt, stellv. Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Hildesheim.

Lieber Olaf, Du bist seit 1986 Mitglied der SPD. Was waren der Grund und Deine Motivation, in die SPD einzutreten?

Ich bin schon in der Schule immer sehr am politischen Geschehen interessiert gewesen. Das Godesberger Programm mit Umverteilung und Chancengleichung fand ich sehr ansprechend. Im 1980er Bundestagwahlkampf hatte mir mein Engagement sogar einen Rüffel eingebracht, da ich mit einem „STOP-Strauß“-Aufkleber in der Schule rumgelaufen bin. Mein Opa und mein Vater waren Sozialdemokraten, so dass mir der Schritt des Beitritts nicht schwergefallen ist.

Hast Du politische Vorbilder?

Ja, leider ist mein großes Vorbild Helmut Schmidt gerade verstorben. Ich habe ihn zum Glück einmal persönlich in Hamburg kennen lernen dürfen. Er hat mich in meiner Kindheit und Jugend (RAF, NATO-Doppelbeschluss) mit geprägt.

Willy Brandt habe ich als junger Mensch nie richtig verstanden und erst viel erst später schätzen gelernt.

Im Dezember hat Dich der SPD-Kreisvorstand als Kandidat für die Landratswahl vorgeschlagen. Was ist Deine Motivation, Deine Antriebsfeder bei dieser Kandidatur?

Ich bin durch und durch Sportler. Ein Leben ohne Sport kann ich mir nicht vorstellen. Und so halte ich es auch im täglichen Leben mit dem sportlichen Tugenden Bewegung und Fairness. So wie ich mich gerne selbst bewege, möchte ich auch künftig die Region bewegen. Natürlich nur im übertragenen Sinne – ich will schließlich kein Trainingslager eröffnen.

Ernsthaft: Der Kreis ist gut aufgestellt. Zwei sozialdemokratische Vorgänger haben ein solides Fundament gelegt, auf dem ich bauen möchte. Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass Stillstand nie eine gute Option ist. Um es mit unserem Genossen Philipp Rosenthal (der mit dem Porzellan) zu sagen: „Wer aufhört besser werden zu wollen, hört auf gut zu sein.“ Das ist auch meine Maxime, denn auch der Kreis kann immer noch besser werden.

Die weitere Entwicklung des Landkreises ist mir ein persönliches Anliegen. Ich bin in dieser Region geboren und habe mein bisheriges Leben hier verbracht. Beruflich bin ich seit 33 Jahren fast durchgängig für und in der Kreisverwaltung tätig. So kann ich ohne Übertreibung sagen, das ist auch mein Landkreis. Und für dessen Entwicklung spielt der Landrat eine wichtige Rolle.

Die Position als Landrat sehe ich dabei nicht nur beschränkt auf die Leitung einer großen Verwaltung. Vielmehr ist der Landrat vor Allem das Aushängeschild, sozusagen der Botschafter unserer Region.

Für die Aufgaben des Landrates bringe ich die besten Voraussetzungen mit. Würde es einen Ausbildungsberuf „Landrat“ geben, könnte ich wohl zu Recht sagen: „ich habe diese Ausbildung durch meinen Werdegang durchlaufen.“

Ich bin, wie man so schön sagt, schon im Geschäft und kenne alle Ecken und Nischen. Das erleichtert den Übergang und erspart die Zeit für eine Einarbeitung.

Deshalb wird mein Wahlkampf-Motto auch analog zur Zitat in der HiAZ lauten: „…weil er es kann!“

Seit Anfang Januar besuchst Du die SPD-Gliederungen. Wie hat es dir bislang gefallen und wie ist die Stimmung zu Beginn des Kommunalwahljahres?

Es ist zwar zeitintensiv, macht aber auch viel Spaß. Nicht nur, dass ich viele alte Bekannte aus meiner Zeit als Fraktionsgeschäftsführer wieder treffe, sondern auch die Verschiedenheit der Begegnungen. Von der normalen Vorstandsitzung über die Jahrhauptversammlung bis zur Braunkohlwanderung ist alles dabei (Übrigens Braunkohl werde ich wohl danach für längere Zeit nicht mehr essen).

Die Stimmung ist überall, wo ich bislang war, sehr gut. Abgesehen von den üblichen „Problemchen“ bei den Listenaufstellungen, scheinen sich mit mir alle Genossinnen und Genossen schon auf die kommende „heiße Sommerzeit“ zu freuen. So sollte es auch sein…

Klar, als zukünftiger Landrat gibt es eine Gesamtverantwortung. Aber welches sind Deine inhaltlichen Schwerpunkte?

Ich bin seit zehn Jahren in der Verwaltungsführung des Landkreises mit verantwortlich. Insofern trägt schon vieles meine Handschrift. Trotzdem geht, wie schon gesagt, noch einiges besser. Das bedeute aber Evolution statt Revolution. Doch eben Bewegung und keinen Stillstand – um an die obige Antwort anzuknüpfen.

Meine drei Schwerpunkte stehen dann auch unter dem Motto BEWEGEN.

Die Menschen bewegen=

Integration der Flüchtlinge und anderer Migranten durch Kooperation mit den Gemeinden, dem Jobcenter und den Verbänden etc.

Mobilität mit den Zielsetzungen Alternativen zum ÖPNV, E-Mobilität, Breitband, Schülerbeförderung sowie Demografie/Senioren.

Die Verwaltung bewegen =

Ausbau der Online-Dienstleistungen (Online-Verkehrsamt, digitales Bürgerkonto, digitale Bürgersprechstunde etc.)

Einführung einer Geschäftsprozessoptimierung in ausgewählten Bereichen der Verwaltung (will heißen ich schaue mir besondere Arbeitsabläufe sehr genau an).

Die Region bewegen =

Fortführung der begonnen Gespräche mit den Nachbargemeinden mit dem Ziel einer verstärkten Zusammenarbeit und dem Fernziel Fusion?

Erhalt und Verbesserung der Infrastruktur (Schulgebäude, Straßen, Radwege)

Arbeit und Wirtschaft mit Ziel der Fortführung der Arbeit der HI-Reg und des Jobcenters

Klimaschutz auf der Basis der neuen Agentur zusammen mit dem Landkreis Peine

Das derzeit bestimmende Thema ist die Flüchtlingspolitik. Vor welchen Aufgaben und Herausforderungen steht der Landkreis Hildesheim?

Der Landkreis ist, wie ich immer zu sagen pflege, zusammen mit seinen Gemeinden am „unterem Ende der Nahrungskette“. Wir sind eine ausführende Instanz. Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (schönes Juristendeutsch) ist der Landkreis zuständig für die Unterbringung, Verpflegung, Bekleidung und ein kleines Taschengeld für die Asylbewerber. Da der Landkreis aus seinen Gemeinden besteht, erfolgt die Unterbringung dann auch in den einzelnen Orten.

Hier stehen wir vor großen Herausforderungen. Den passenden Wohnraum zur richtigen Zeit zu finden, ist schwer. Insbesondere zu Beginn der Krise war nicht planbar, wann wie viele Flüchtlinge zugewiesen werden. Das hat regelmäßig zu ad hoc Aktionen bei der Unterbringung geführt. Neben leerstehenden Schulen haben wir auch verstärkt leere Hotels etc. anmieten müssen. Das ist zwar keine günstige, so aber notwendige Zwischenlösung. Unsere Planungen für das erste Halbjahr sind positiv. Was danach kommt, ist noch nicht absehbar. In Zukunft werden wir uns aber auf jeden Fall in Bereich der Sozialleistungen, Bildung etc. auch nach der „Asylphase“ wieder mit denselben Menschen beschäftigen müssen.

Wo siehst Du hierbei die Landes- und Bundespolitik in der Pflicht?

Die finanziellen Hilfen in 2015 und 2016 von Bund (1 Mrd. €) und Land waren gute und notwendige Schritte zur Unterstützung der Kommunen, die letztlich die Hauptarbeit vor Ort leisten müssen. Die Erhöhung der Fallpauschale durch das Land von bisher 6.185 € auf 2016 9.500 € und ab 2017 auf 10.000 € ist meines Erachtens ein wichtiges Zeichen an die Kommunen, dass sie nicht allein gelassen werden.

Eine zentrale Verpflichtung des Bundes sehe ich in der Arbeit des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, kurz BAMF. Nur wenn diese Behörde endlich wieder in der Lage ist ihrer originären Aufgabe der Bearbeitung von Asylanträgen nachzukommen, sehe ich wieder Licht am Ende des Tunnels. Momentan ist das BAMF das Nadelöhr, vor dem sich alles staut.

Die asylpolitischen Maßnahmen (Asylpakete I und II) sind meines Erachtens leider erforderlich, aber wohl in der Praxis schwer nach zu vollziehen. Auch hier erhoffe ich mir praktikable Lösungen.

Umfragen zeigen, dass die Beunruhigung in der Bevölkerung aktuell stark zunimmt. Die Bereitschaft der Bevölkerung, Flüchtlinge aufzunehmen, ist aber nach wie vor sehr hoch. Wie erlebst Du die Stimmung bei den Bürgerinnen und Bürgern?

In den letzten Wochen und Monaten bin ich beruflich sehr oft und sehr nah an den Menschen dran gewesen. Dabei habe ich festgestellt, dass auf die erste große Hilfsbereitschaftswelle eine -nennen wir es- „Abwartephase“ gefolgt ist. Die Menschen sind nach meinem Erleben den Flüchtlingen gegenüber positiv eingestellt. Sie äußern aber durchaus Befürchtungen mit Blick in die nahe Zukunft.

Die Ungewissheit bei der Entwicklung beunruhigt viele Mitbürgerinnen und Mitbürger. Das tut zwar der Hilfe keinen Abbruch, denn das Engagement für die Menschen ist nach wie vor hoch. Dennoch sehe ich die Notwendigkeit für die Politik den Bürgerinnen und Bürgern Orientierung in dieser besonderen Zeit zu geben. Und zwar bald!

Ein anderes Thema: der demografische Wandel. Das Thema wurde in der Wahrnehmung nach hinten gedrängt, bleibt aber natürlich zentral. Wo siehst Du Handlungsbedarfe und Handlungsmöglichkeiten im Landkreis Hildesheim?

Dieser Wandel ist nach meiner Ansicht schon vollzogen und kann nicht aus eigener Kraft rückgängig gemacht werden. Der Wandel wird alle Länder betreffen, nur wir sind mit die ersten. Somit sehe ich Deutschland auch hier in einer Vorreiterrolle Die Weisheit, das ungeborene Kinder keine Kinder bekommen, ist leider nur zu wahr. Deshalb müssen wir mit den Konsequenzen leben und vor allem mit ihnen für die Zukunft planen (bspw. Infrastruktur, Wohnungsbau, Bildung etc.). Der Kreis kann und wird hierbei unterstützend für seine Gemeinden und Unternehmen tätig sein, um die Menschen zum Leben und Arbeiten in unserer Region zu halten und neu zu gewinnen. Direkte Geburtenhilfe können wir natürlich nicht leisten.

Im Übrigen sehe ich das Thema heute ganz anders, als noch vor einem Jahr: die Flüchtlinge können durchaus zu einer Verbesserung des demografischen Negativtrends beitragen – wenn denn die Integration klappt.

Nun noch drei Fragen, die nichts mit Politik zu tun haben:

Welches ist Dein (aktuelles) Lieblingsbuch?

„Heimatschutz“ von Stefan Aust und Dirk Laabs

Dein (aktuelles) Lieblings-Musikalbum?

Brenna Whitaker „Black and Gold“

Welcher Kino-Film rangiert bei Deinen Lieblingsfilmen auf Platz 1?

Das ist schwierig, da ich ein absoluter Film-Freak bin. Einen richtigen Lieblingsfilm gibt es für mich dabei aber nicht. Von den aktuellen gefallen mir „Kind 44“ und „Birdman“ sehr gut.