„Ein inklusives Bildungssystem – Herausforderungen und Anforderungen im Landkreis Hildesheim“ – so der Titel der Veranstaltung, zu der der SPD-Unterbezirk Hildesheim und die SPD-Kreistagsfraktion eingeladen hatten. Wo stehen wir bei der Inklusion und vor welchen Herausforderungen und Anforderungen steht die Politik im Landkreis Hildesheim, wenn es um ein inklusives Bildungssystem geht – das waren die Leitfragen der Diskussion.

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Für den 4. November 2015 hatten der SPD-Unterbezirk Hildesheim und die SPD-Kreistagsfraktion Hildesheim zu der Veranstaltung „Ein inklusives Bildungssystem – Herausforderungen und Anforderungen im Landkreis Hildesheim“ eingeladen. Was bedeutet das für die Schul- und Bildungslandschaft im Landkreis Hildesheim? Vor welchen Herausforderungen und Anforderungen steht die Politik im Landkreis Hildesheim, wenn es um ein inklusives Bildungssystem geht? Das waren die Leitfragen der Diskussion.

Auf dem Podium vertreten waren Johanne Modder MdL, Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Reinhard Fricke, Verband Sonderpädagogik, Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen, Klaus Bruer, Kreistagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion in Hildesheim, und Christian Heckerott, Vorsitzender des Kreiselternrates Hildesheim. Die Moderation lag bei Katja Schoner, stellv. Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Hildesheim und schulpolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion. Die Begrüßung lag bei Waltraud Friedemann, Vorsitzende des SPD-Unterbezirks. „Wir wissen aus Gesprächen und Veranstaltungen aus den zurückliegenden Jahren von den Notwendigkeiten vor Ort, bei den Schulen“, so Waltraud Friedemann. „Aber für uns ist klar, dass es zur Umsetzung der Inklusion nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine politische Verpflichtung gibt.“

Zu Beginn hatte Johanne Modder die Gelegenheit, aus der landespolitischen Perspektive einen Impuls zu geben. Sie wies darauf hin, dass die Inklusion ein hochsensibles Thema sei. Die SPD-Landtagsfraktion habe das Thema in den zurückliegenden zwei Jahren intensiv bearbeitet, dabei auch Sachverstand aus Skandinavien hinzugezogen. „Dabei wurde deutlich, dass es eine hundertprozentige Inklusion nicht geben wird“, so Johanne Modder. „Und die Umsetzung der Inklusion wird eine Generation in Anspruch nehmen.“ Sie betonte, dass die Inklusion auch eine Frage der eigenen Haltung sei. „Wollen wir die inklusive Gesellschaft?“, das sei die Frage, so Johanne Modder. Und die Antwort auf diese Frage müsse auch umfassen, was nach der Schule kommt. „Wir dürfen nicht nur von der inklusiven Schule sprechen“, unterstrich Modder. „Wir müssen den Anspruch an Inklusion auch an Ausbildung und Beschäftigung stellen.“ Im Hinblick auf die inklusive Schule machte sie deutlich, dass die gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderung eine große Herausforderung und Aufgabe darstelle. „Es geht unter anderem um die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte, es geht um eine Neugestaltung der Lehrpläne mit inklusiven Lernkonzepten.“ Außerdem sei es notwendig, die Schulräumlichkeiten barrierefrei für alle körperlichen Einschränkungen auszurichten und bedarfsgerecht umzubauen. Für die Umsetzung der inklusiven Bildung für alle Schülerinnen und Schüler müsse sich die Förderung am individuellen Bedarf eines jeden Kindes ausrichten. Johanne Modder betonte, dass für die Schülerinnen und Schüler mit Behinderung die erforderliche Assistenz sicherzustellen sei, die individuell oder in Gemeinschaft erbracht werden könne. „Meine Traumvorstellung hierfür sind multi-professionelle Teams an Schulen, für deren Umsetzung allerdings eine Vernetzung der unterschiedlichen Akteure notwendig ist“, unterstrich Johanne Modder. „Aber, wir haben uns auf den Weg gemacht. Und wir wissen, dass Inklusion Vielfalt und Bereicherung bedeutet.“

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Klaus Bruer wies in seinem Eingangsstatement darauf hin, dass er als Schulleiter und als Kreistagsabgeordneter unterschiedliche Zugänge zu dem Thema bekommen habe. „Ich habe tolle Erfahrungen gemacht“, unterstrich Klaus Bruer. Nur das Kostenargument würde ihn ärgern. Kosten seien nur bedingt ein Hindernis. „Ich weiß, wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg“, so Bruer. Im Hinblick auf die Ausgestaltung der Schulen betonte er, dass nicht alle Schulen gleichzeitig umgerüstet werden könnten. „Deshalb bilden wir Schwerpunktschulen und mit gutem Willen lässt sich da viel erreichen.“ In Richtung der Landespolitik forderte er die Unterstützung für das Modellprojekt zur Vernetzung von Schulassistenz, Schulsozialarbeit und Jugendhilfe ein. Ein Antrag auf Entwicklung eines entsprechenden Modellprojektes hatten die Fraktionen von SPD und Bündnis90/Die Grünen im Kreistag im Juni auf den Weg gebracht.

Reinhard Fricke betonte, dass die regionale Entwicklung eines inklusiven Bildungswesens in Niedersachsen unterschiedlich verlaufe. Es gebe unterschiedliche Problemlagen und Lösungsstrategien. Diese regional unterschiedlichen Ansätze sollte die Politik laufen lassen, Gebietskörperschaften und auch einzelne Schulen sollten schauen, von wo Gestaltungsansätze übernommen werden können. „Inklusion funktioniert nur regional“, unterstrich Reinhard Fricke. In seinem Statement wies auch er auf die Bedeutung der Lebensbiographien hin. „Es geht nicht nur um Schule, es muss auch um die weiteren Lebensphasen gehen“, betonte Fricke. In Bezug auf die Inklusion an Schulen wies Reinhard Fricke darauf hin, dass das Land Rahmenbedingungen schaffen sollte. So bedürfe es einer Regelung für die Zusammenarbeit von Lehrkräften an Schulen. Außerdem zeigte er sich besorgt vom Ansteigen der Schulbegleitungen. „Diese Steigerung bedeutet eigentlich das Scheitern der Inklusion“, unterstrich Fricke. „Ich schätze die Schulbegleitungen und ihre Arbeit. Aber Inklusion in der Schule lässt sich nicht über Sozialrecht lösen. Inklusion gehört in die Lehrpläne und den Schulalltag.“

„Inklusion bedeutet mehr als Baumaßnahmen“, so Christian Heckerott, Vorsitzender des Kreiselternrates Hildesheim. Für ihn sind Informationen und Aufklärung die zentralen Voraussetzungen für das Gelingen der Inklusion. „Nur damit lassen sich Ängste und Sorgen abbauen, sowohl bei Lehrkräften als auch bei den Eltern“, unterstrich Heckenrott.

„Es war eine spannende Diskussion“, so Katja Schoner in ihrem Abschlussstatement. Interessant sei der Tenor der Diskussion gewesen. „Vor zwei oder drei Jahren haben wir noch über das Ob diskutiert“, so Schoner. „Diese Frage spielte in der Veranstaltung keine Rolle mehr. Stattdessen haben wir über das Wie und das Gelingen gesprochen. Eine schöne Entwicklung, weil das genau die Grundlage für die Umsetzung der Inklusion sein muss.“

Den Antrag auf Entwicklung eines entsprechenden Modellprojektes zur Vernetzung von Schulassistenz, Schulsozialarbeit und Jugendhilfe und das Konzept hierzu finden Sie nachfolgend: